Teestube erhält Förderung vom Integrationsbeirat der Stadt Kaufbeuren

Teestube

Begegnungsort Teestube: Johanna Paul, ehrenamtliche Mitarbeiterin des Arbeitskreises Asyl und ein junger Familienvater mit seinen beiden kleinen Kindern, die nach siebenmonatiger Flucht nun in Kaufbeuren angekommen sind. Bild: Günter Kamleiter (Arbeitskreis Asyl)

Hinter dem "Flüchtling" den Mensch entdecken
Teestube erhält Förderung vom Integrationsbeirat der Stadt Kaufbeuren

Ein früher Montagabend im Kaufbeurer Jugendzentrum. Wie jede Woche treffen sich Menschen unterschiedlicher Nationen und jeden Alters in der Teestube des Arbeitskreises Asyl. Eines haben sie jedoch gemeinsam: Sie alle sind Flüchtlinge. Derzeit überwiegend aus Afghanistan, Nigeria, Pakistan, dem Irak und Syrien. Und ihr Tenor lautet: „Wenn ich Rat benötige, gehe ich in die Teestube.“ Ob einfach zum zwanglosen Gespräch, zum Kennenlernen oder für Beratungsgespräche mit den Mitgliedern des Asylkreises. Dabei geht es um Alltagsfragen, laufende Asylverfahren oder allgemeine rechtliche Belange. Die Flüchtlinge erhalten hier in allen Punkten praktischen Rat und Begleitung. Pro Woche kommen zwischen 20 und 40 Personen, auch viele Kinder sind dabei.

Die Teestube des Arbeitskreises Asyl existiert bereits im 25. Jahr. Bislang fanden die Treffen im Matthias-Lauber-Jugendheim statt – immer montags von 18 bis 20 Uhr. Doch aufgrund der vorübergehenden Unterbringung des Kindergartens in den dortigen Räumlichkeiten wurde es nun zu eng. Eine Nachfrage des Asylkreises beim Stadtjugendring erwies sich als positiv. „Die Verantwortlichen zeigten sich offen und sagten uns mit den Worten, dass sie gerne ein Ort der Begegnung sind, zu“, freut sich Günter Kamleiter, Sprecher des Arbeitskreises Asyl über deren kooperative Art. Seit Januar ist die Teestube also nun im Jugendzentrum untergebracht. Laut Kamleiter seien die neuen Räumlichkeiten deutlich großzügiger. So findet dort zur selben Zeit ein weiteres Projekt des Integrationsbeirats,  „Trommeln mit afrikanischen Flüchtlingen“, im Discoraum statt. „Das ist eine schöne Parallele. Einige gehen nach unseren Gesprächen dann hinüber und tanzen. So ist eine sehr lebensfrohe Atmosphäre entstanden“, beschreibt Kamleiter die positiven Aspekte der neuen Räumlichkeiten.

Und das sei bei den oft sehr ernsten Themen der Beratungsgespräche ein schöner Nebeneffekt. „Die Situation der Flüchtlinge ist häufig prekär. Unsere rund 25 ehrenamtlichen Mitarbeiter sehen sich mit oft nur schwer vorstellbaren Schicksalen konfrontiert“, berichtet Kamleiter. Bei vielen Asylbewerbern seien Angst, Perspektivlosigkeit und Unsicherheit vorherrschend, da die Anerkennungsquoten sehr streng und ganz gering seien. „Wir müssen den Menschen trotzdem klarzumachen, dass es keine Option ist unterzutauchen, da sie damit einen Rechtsverstoß begehen würden.“ Die Teestube sei als Anlaufstelle unverzichtbar für diese Menschen. Das belegen deren Aussagen „wie schön und wichtig es ist, freundliche und ihnen Hilfe bietende Menschen anzutreffen“, so der Sprecher des Asylkreises.

Diese Wichtigkeit der Teestube sieht auch der Integrationsbeirat der Stadt Kaufbeuren. Deshalb unterstützt er im laufenden Jahr das Projekt. Mit insgesamt 1.500 Euro übernimmt er die Nutzungsgebühr, die Nebenkosten sowie die Bewirtungsausgaben der Teestube für 2014. „Die Förderung des Angebots des Arbeitskreises Asyl liegt uns am Herzen. Deren Arbeit bietet den Flüchtlingen ein kleines Stück Hilfe und Geborgenheit in einer schweren Lebenssituation“, betont Alfred Riermeier, Jugend- und Familienreferent der Stadt Kaufbeuren.

Die erfolgreiche und nachhaltige Arbeit der Einrichtung lässt sich auch an vielen Beispielen belegen. Kamleiter schildert ein exemplarisches: „Ein Kosovo-Albaner flüchtete nach vier Jahren Aufenthalt in Kaufbeuren, in denen er keinen Bleibestatus erhielt, weiter nach Kanada. Dort baute er sich in den letzten siebzehn Jahren eine tragfähige Existenz als  Küchenschreiner auf.“ Laut Kamleiter bestehe nach dieser langen Zeit noch immer ein enger Kontakt zu ihm und er betone bis heute in Schreiben seine Dankbarkeit und enge Verbundenheit zur Teestube.

Für die ehrenamtlichen Mitarbeiter des Asylkreises sind derartige Rückmeldungen ein Ansporn zum Weitermachen. „Uns ist wichtig, dass Menschen, die leider aus Deutschland abgeschoben werden, trotzdem berichten können, dass sie hier nicht nur Ablehnung, sondern auch freundliche Menschen gefunden haben. Denn allein schon das würde unsere Arbeit rechtfertigen“, so Kamleiter, der sich im Übrigen über mehr Besuche von Einheimischen in der Teestube freuen würde. „Diese sehen dann, dass Flüchtlinge auch nur ganz normale Menschen sind. Nur eben mit einem speziellen Schicksal.“