Gelebte Integration: 12. Festival der Vielfalt in Kaufbeuren

Organisatoren ziehen Erfolgsbilanz mit 24 gut besuchten Veranstaltungen in zehn Tagen

Integration schaffen über Begegnungen zwischen Menschen, das steht beim Kaufbeurer Festival der Vielfalt seit dessen Bestehen im Mittelpunkt. Aufgrund der aktuellen Situation, in der viele Menschen hier Zuflucht suchen, gewinnt dies noch verstärkt an Bedeutung. So stand das gerade zu Ende gegangene Festival unter dem Motto „Gemeinsamkeiten erkennen – Unterschiede feiern“. Dazu betont Alfred Riermeier, Leiter des Jugend- und Familienreferates der Stadt Kaufbeuren und damit Mitorganisator: „Wir als Stadt möchten mit dem Festival vor allem die Gemeinsamkeiten der Menschen, egal woher sie stammen, sichtbar machen und ein gutes Miteinander fördern“. So etwas  funktioniere natürlich nur, wenn man viele Menschen erreiche. „Deshalb bieten wir ein Programm mit unterschiedlichsten Vorführungen, Vorträgen, Konzerte, Film, Ausstellungen und Theater an, bei dem für jeden etwas dabei ist.“

Flagge zeigen: Zeichen setzen für Respekt und Toleranz

„Eine besonders nachhaltige Veranstaltung war für mich Flagge zeigen“, so Riermeier. Die Großveranstaltung am Kirchplatz, initiiert von der städtischen Abteilung Kaufbeuren-aktiv, hat mit ihrer Mischung aus Information und Unterhaltung viele Besucher angezogen. „Diese sollten bei Musik und Show ihren Spaß haben, wir wollten aber auch Denkanstöße zum derzeitigen Weltgeschehen geben.  „Unser Anliegen als Stadt war ein Zeichen für gegenseitigen Respekt und Toleranz  zu setzen“, so Riermeier. Er sehe das Festival als ausgezeichneten Rahmen um über Begegnungen Beziehungen zu schaffen und Vorurteile zu überwinden.

Integrationsforum: Möglichkeiten und Chancen der Migration

Auch das alljährliche Integrationsforum hatte sich heuer mit dem Thema „Migration/Integration – Herausforderungen der Zukunft“ auseinandergesetzt. Nach Flagge zeigen war dies die zweite Veranstaltung der Stadt Kaufbeuren, die sich mit den Chancen und Möglichkeiten der Integration beschäftigte. Dabei wurden in einer Podiumsdiskussion Ansätze für die weitere Förderung der Integration in der Stadt erörtert.

Stadtsaal: „Christentum und Islam – Religionen des Friedens?!“

Information und Begegnung stand ebenfalls im Mittelpunkt des Vortrags- und Gesprächsabend zum Thema „Christentum und Islam – Religionen des Friedens?!“ im Stadtsaal. Hier diskutierten hochkarätige Experten der jeweiligen Religionen, gemeinsam mit örtlichen religiösen Vertretern, ihre Sichtweise auf Gewalt und Frieden im Christentum und im Islam. Für Thomas Kretschmar, Pfarrer der Dreifaltigkeitskirche und ebenfalls Mitorganisator des Festivals, bot der sehr gut besuchte Abend ganz besondere Momente: „Viele Menschen unterschiedlicher Religionen an einem Ort zusammenzuführen hat hier aus meiner Sicht ausgezeichnet funktioniert. Und das macht für mich persönlich auch den Sinn und Zweck des Festivals aus.“

Festival bot facettenreiches Programm

Doch auch etliche weitere Programmpunkte des Festivals boten eben diese Möglichkeit: Schon für die Allerkleinsten gab es Puppentheater, Musik und Märchen aus aller Welt und die Neugablonzer Fun Factory lud zur russischen Teezeremonie. Grundschulkinder zauberten im Familienstützpunkt Apfelkern Obstsalat aus aller Herren Länder und der Kinderkulturtag des Kinderschutzbundes bot allen Familien Spaß und Unterhaltung. Jugendliche konnten in der Kulturwerkstatt Theater schauen, initiiert vom Stadtjugendring Moscheen erkunden oder sich bei der Hallenkicker Champions League beim Fußball mit jungen Asylbewerbern messen. Die Münchner Moonband begeisterte ihre Zuschauer im Round House mit einem Benefizkonzert für die Flüchtlingshilfe. Und auch für den ruhigeren Geschmack gab es eine reiche Auswahl: Vom ökumenischen Gottesdienst, über die Ausstellung „Asyl ist Menschenrecht“ in den Kaufbeurer Kirchen bis hin zum englischsprachigen Vortrag über die Folgen des zweiten Weltkrieges für die Deutschen. In der Stadtbücherei präsentierten der Schreibkreis der vhs und der Arbeitskreis Asyl die oft bewegenden Fluchtgeschichten von Asylbewerbern im Rahmen einer Lesung. Musikalisch Interessierte durften sich über die Auftritte zweier Chöre freuen während sich die vhs mit dem Bild muslimischer Frauen in der Öffentlichkeit auseinandersetzte.

Viele Einzelveranstalter engagieren sich für das Festival

„Das Festival besteht seit nunmehr zwölf Jahren und wie man sieht, wird es immer umfangreicher“, freut sich Theresa Eberle, Büroleiterin von Kaufbeuren-aktiv. Es habe sich von einem damals kleinen Fest auf zehn Tage voller kulturellem Programm mit 24 einzelnen Veranstaltungen entwickelt. Die Organisation liegt dabei in den Händen der städtischen Abteilung Kaufbeuren-aktiv und des Evangelisch-Lutherischen Pfarramtes der Dreifaltigkeitskirche. „Doch ohne die vielen sehr engagierten Einzelveranstalter wäre das Festival natürlich in dieser Form gar nicht möglich“, betont Eberle. Wie sie weiß, stecke hier jeder Einzelne viel Zeit und Herzblut hinein. Umso mehr freue sie sich, dass die Veranstaltungen durchweg viel Interesse fanden und so gut besucht waren. Die Zukunft sieht Eberle sehr positiv: „Wir möchten auf dem eingeschlagenen Weg weiter machen und können uns zudem gut vorstellen, erfolgreiche Premieren aus diesem Jahr, wie das Benefizkonzert Flagge zeigen zu vergrößern und zu wiederholen.“

Auch über das Ende des Festivals hinaus sind im Internet unter www.kaufbeuren-aktiv.de/veranstaltungen viele  Informationen, Berichte und Fotos zu finden. Ebenso eine Gesamtübersicht aller Veranstaltungen. Das Festival wird vom Bundesprogramm Demokratie leben! sowie vom Integrationsbeirat der Stadt Kaufbeuren gefördert.

Festival der Vielfalt Festival der Vielfalt Festival der Vielfalt
Viele regionale Künstler engagierten sich - ohne Gage - beim Benefizkonzert „Flagge zeigen“ für gegenseitigen Respekt und Toleranz. So begeisterten Tiny Schmauch und Leo Link (1), der Rote Sarafan (2) sowie der Chor Auqarell das Publikum auf dem Kaufbeurer Kirchplatz.

Bilder und Text: Marketingagentur Tenambergen