Begegnung möglich machen

Erfolgreiche Integrationsarbeit des Stadtjugendrings unter dem Motto Ankerplatz Kaufbeuren

Ankerplatz Kaufbeuren
Abschlussfest der Hausaufgabenbetreuung im Rahmen des Jahresmottos des Stadtjugendrings „Ankerplatz Kaufbeuren“. Bild: Stadtjugendring Kaufbeuren

„Ankerplatz Kaufbeuren“ lautete das Motto, unter das der Stadtjugendring (SJR) seine Jugendarbeit im Jahr 2016 gestellt hatte. Damit sollte an die bereits erfolgreich geleistete Integrationsarbeit der vergangenen Jahre angeknüpft werden.  Erklärtes Ziel war, vor allem neu angekommene junge Flüchtlinge aktiv anzusprechen und gleichzeitig das Wissen und das Verständnis für die Flüchtlingssituation bei den einheimischen Jugendlichen zu stärken. „Nach den ersten Ansätzen im Rahmen des Jahresmottos 2015 ‚Fremd oder daheim in Kaufbeuren‘ lag der Schwerpunkt nun darauf, neue Möglichkeiten zur Begegnung zwischen einheimischen Jugendlichen und den jungen Geflüchteten zu schaffen“, so Beate Schütz, Fachbereichsleitung Bildung und Betreuung beim Stadtjugendring Kaufbeuren. „Ankerplatz“ wurde im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben! unter dem Dach der städtischen Abteilung Kaufbeuren-aktiv gefördert. Damit konnten durch  den SJR auch in 2016 wieder zahlreiche Projekte mit großem Erfolg umgesetzt werden.

So stand in der offenen Jugendarbeit das Thema „Musik“ im Mittelpunkt. Vor allem die „Refugee-Parties“, bei denen Jugendliche aus unterschiedlichsten Kulturkreisen Musik auflegen konnten, fanden schnell Zuspruch und erfreuten sich reger Beteiligung. Im JuZe Kaufbeuren richtete der SJR in Kooperation mit dem Arbeitskreis Asyl eine „Begegnungswerkstatt“ ein, in der sich Jugendliche mit und ohne Fluchterfahrung jeden Montagnachmittag in zwangloser Atmosphäre treffen und neue Kontakte knüpfen können. Auch in der Gemeinschaftsunterkunft in der Neugablonzer Straße wurde mit dem „Café Kunterbunt“ ein Begegnungsraum geschaffen, in dem vor allem die jüngeren Kinder gemeinsam kochen, basteln und spielen können. „Am Wochenende und in den Ferien werden sie von einer Kraft des SJR begleitet, die sie auch dabei unterstützt, die deutsche Sprache zu erlernen“ erklärt Beate Schütz. Begegnung mit unterschiedlichen Kulturen lautete auch das zentrale Thema für die zahlreichen Tages- und Wochenaktionen im Rahmen der Ferienangebote. Beispielsweise das einwöchige Programm „Mit Pipi Langstrumpf auf Weltreise“, das zum Ziel hatte, auf spielerische Weise die Kulturen anderer Länder kennenzulernen. Beim „Games for You(th)“, dem alljährlichen Familiensommerfest, wurden Stationen zum Thema „Eine Welt“ aus Herkunftsländern von Kindern mit Fluchterfahrung  eingerichtet und von älteren Jugendlichen betreut.

Unter seinem Jahresmotto schaffte der SJR  auch in Kooperation mit  Kaufbeurer Schulen wieder erfolgreich die Möglichkeit zu Begegnungen. So erhielten Jugendliche mit Fluchterfahrung, welche die Beethovenschule besuchen,  im Marien-Gymnasium Mittagessen und Hausaufgabenbetreuung. Diese Aufgabe übernahmen Schülerinnen und Schüler des Mariengymnasiums, des Jakob-Brucker-Gymnasiums und der Sophie-La-Roche-Realschule. Mit der Beethovenschule führte die Kulturwerkstatt das umfangreiche Projekt „Hier wohnt Anne – wo wohnst Du?“ weiter und konnte dieses erfolgreich abschließen. Daneben standen weitere Theaterprojekte zum Thema Ausgrenzung und Akzeptanz für drei verschiedene Altersgruppen auf dem Programm, unter anderem das Stück „Homevideo“, sowie die im Frühjahr 2017 zur Aufführung kommenden Stücke „Socke“ und „Tote Mädchen lügen nicht“.

Durch begleitende Informationen, Aufklärung hinsichtlich extremistischer Meinungsmache und gezielt eingesetzter Imagekampagnen sollte das Jahresthema auch eine gesellschafts- und jugendpolitische Signalwirkung bekommen. Den Schlusspunkt setzte dabei eine Kampagne am Kaufbeurer Weihnachtsmarkt: dort hatte der Stadtjugendring für drei Tage einen Stand angemietet und ließ provozierende Sprüche wie „Rassismus ist keine Meinung, sondern ein Verbrechen“, „Wer unglaublich viele Waffen exportiert, darf sich nicht wundern, dass es unglaublich viele Flüchtlinge gibt“, „Hass ist krass – Liebe ist krasser“ auf die umliegenden Hauswände projizieren. Mit Erfolg: Neben spannenden und teilweise hitzig geführten Diskussionen konnte eine Spende in Höhe von 390 Euro an die Aktion „Hass hilft“ überwiesen werden. Als wichtige Erfahrung aus dem vergangenen Jahr zieht Beate Schütz das Resümee „dass es - statt große Aktionen zu planen - sinnvoller ist, die Menschen mit Fluchterfahrung dort abzuholen, wo sie stehen, ihnen Wege zu ebnen, Türen zu öffnen und Kontakte zu ermöglichen. So kann Integration erfolgreich gelingen.“

Ankerplatz Kaufbeuren
Im September 2016 haben die "Ankerplatz-Kinder" am Aktionstag "ALLE in Bewegung" teilgenommen. Bild: Stadtjugendring Kaufbeuren